Rasenkrankheiten im Herbst
Rasenkrankheiten im Allgemeinen
Neben vielen abiotischen Ursachen werden Schäden auf Sportrasenflächen auch durch Krankheitserreger verursacht. Dabei rufen pilzliche Pathogene und einige Insekten die größten Schäden hervor. Rasenkrankheiten vermindern die Vitalität, Belastbarkeit, das Regenerationsvermögen der Spielflächen erheblich und haben damit einen bedeutenden Einfluss auf die Spieleigenschaften und Qualität der Oberflächen. Aufgrund der veränderten Situation im Pflanzenschutz gewinnen Pflegemaßnahmen zunehmend an Bedeutung. Dazu gehören alle Techniken zur Bodenbearbeitung und Filzbekämpfung, aber auch eine vielseitige ausbalancierte Pflanzenernährung, Beobachtung des Mikroklimas am jeweiligen Standort, Erheben von Klima- und Wetterdaten, sowie eine möglichst umfassende Kenntnis über den Schaderreger und seine Biologie. Vielfach treten Mischinfektionen auf, die eine klare Abgrenzung erschweren, außerdem variiert das Auftreten aufgrund des veränderten Klimas vorzugsweise bei tierischen Schädlingen beträchtlich.
...und im Herbst
Im Herbst können in Abhängigkeit von Temperatur und Witterung viele Rasenkrankheiten Schäden verursachen, die bei den Sommerkrankheiten einzuordnen sind.
So kommt es häufig noch zu Befall mit Dollarspot, Anthracnose, Hexenringen, Rostpitzigkeit. Auch Take all Patch kann bis in den November noch starke Ringsymptome verursachen. Etwa ab Mitte September ist der erste Infektionsdruck mit Schneeschimmel, abhängig von Lage und Klima durchaus wahrscheinlich. Wobei sich auch hier oft die Symptome nicht so deutlich ausprägen wie im Winter. Zuweilen fehlt das typische Myzel und macht die Diagnose verwirrend.
Gleichzeitig sind Mischinfektionen mit Fusariosen und Rhizoctonia cerealis nicht selten.
Insbesondere, wenn die Gräser durch den Sommer physiologisch stark gestresst sind, werden sie anfällig, in dieser Situation sind selbst Krankheiten wie Rotspitzigkeit gerne Primärerkrankungen, die zu Folgeinfektionen führen. Zu dieser Zeit ist es wichtig, die Reservestoffeinlagerung für den Winter zu fördern und zu unterstützen, und möglichst dafür zu sorgen, dass sich die Rasennarbe noch vor dem Winter schließt.
Dollarspot (Sclerotinia homoeocarpa)
Dollarspot ist wegen der zahlreichen stark abgegrenzten Flecken, die die Puttfläche auf Greens sehr uneben machen, eine gefürchtete Krankheit auf Tiefschnittrasen. Da es sich um eine Blattkrankheit mit Blattinfektion handelt, tritt er auf, wenn die Blätter entsprechend lange mit Wasser, Tau oder Guttationstropfen benetzt sind. Dies kommt in schwül/warmen Nächten genauso vor, wie in taureichen Nächten bei hohen Tages- und niedrigen Nachttemperaturen. Das Trockenhalten der Oberflächen ist auch hier neben der ausbalancierten Pflanzenernährung eine sehr wichtige vorbeugende Maßnahme, um Befall zu vermeiden. Auch hier ist in den vergangenen Jahren eine Mischinfektion mit Fusariosen häufig geworden. Ein typisches Symptom stellt auf Greens das eher zarte spinnwebartige Myzel dar. Teilweise ist es nur am frühen Morgen sichtbar, da es bei starker Sonneneinstrahlung schnell abtrocknet. Je nach Lage, entwickelt sich daraus sehr schnell der scharf abgegrenzte strohig gelbe Fleck. In weniger tief geschnittenen Beständen wird das Myzel eher watteartig und kann im frühen Herbst leicht mit Schneeschimmel verwechselt werden. Aufgrund von taxonomischer Zuordnung wird der Pilz vermutlich demnächst Clarireedia homoeocarpa genannt.
Anthracnose (Colletotrichum graminicola)
Die Bedeutung von Anthracnose hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Vielfach sterben große Bereiche der Greens über einen Zeitraum von mehreren Wochen ab. Obwohl der Erreger während der gesamten Vegetationszeit Schäden verursachen kann, tritt er allermeist im Spätsommer auf. Vielfach wenn nach einer längeren Hitzeperiode das Wetter umschlägt. Davon betroffen sind meistens Poa annua dominante Bestände auf alten Tragschichten. Insbesondere Sauerstoffmangel und Staunässe wirken sich befallsfördernd aus, besonders nach starken Niederschlägen. Aber auch Nährstoffungleichgewicht, physiologischer Stress (vor allem im Sommer), extremer Tiefschnitt und starke mechanische Bearbeitung bei großer Hitze fördern den Befall.
Hexenringe (Marasmius-Arten)
Hexenringe sind auf allen Rasenflächen weitverbreitet und werden von einer Vielzahl von Erregern verursacht. Dementsprechend gibt es auch eine Vielzahl unterschiedlicher Erscheinungsbilder. Das wasserabweisende Myzel führt meistens zu den ringförmigen Absterbeerscheinungen.
Rotspitzigkeit (Corticium fuciforme)
Rotspitzigkeit wird sehr häufig mit Nährstoffmangel in Verbindung gebracht. Auch wenn sie recht häufig auf sehr N-armen Standorten auftritt, handelt es sich dabei um eine echte Pilzerkrankung. Die geweihförmigen roten Strukturen an den Blattspitzen geben der Krankheit den Namen. Da eine Infektion bei entsprechender Luftfeuchtigkeit zwischen 5°C und 30°C stattfindet, kann es beinahe während der gesamten Vegetationsperiode auch auf gut ernährten Flächen zu Befall kommen. Üblicherweise ist ein solcher Befall nicht bekämpfungswürdig. Allerdings kann es je nach Jahreszeit zu Folgeinfektionen mit Schneeschimmel und Dollarspot kommen.
Take all patch (Gaeumanomyces graminis)
Take all patch tritt in den allermeisten Fällen auf neu angelegten Rasenflächen und sehr sandreichen Tragschichten auf. Aufgrund mangelnder biologischer Aktivität der Böden fehlen Antagonisten, die die Erregeraktivität einschränken. Hohe pH-Werte der Tragschichten oder des Beregnungswasser, sowie Manganmangel fördern den Befall, der meist mit etwa faustgroßen Absenkungen beginnt und an deren Rändern sich im Laufe der Zeit das typische Ringsymptom bildet. Auch in den Folgejahren erscheinen die Ringe immer wieder an denselben Stellen. Wenn mittig die Gräser absterben, wandert oft Poa annua sehr rasch ein. Agrostis-Arten werden üblicherweise zuerst befallen, während Festuca überwiegend resistent ist.